Erinnerungskultur in Gotha

Der gesamte Gothaer Hauptfriedhof hatte in den 20-er Jahren eine so hohe gestalterische Qualität, dass er zu den "schönsten Friedhöfen von ganz Thüringen" zählte. Die besondere Bedeutung des Gothaer Friedhofs als Kulturdenkmal liegt darin, dass sich hier mehrere Entwicklungsphasen der Friedhofsgeschichte deutlich nachvollziehen lassen. Die 1908 fertig gestellte parkartige Friedhofserweiterung mit dem jugendstilartigen Wegemuster ist in Thüringen einzigartig. Hervorzuheben ist hinsichtlich der Feuerbestattung in Deutschland die besondere geschichtliche Bedeutung. Auf dem Gelände steht auch ein sehenswertes Kolumbarium für Feuerbestattungen.

Durch die „Gothaischen Genealogischen Handbücher“ ist der Adel mit der Stadt Gotha seit 1763 verbunden. Nach der Wende 1990 erwachte das Bewusstsein dieser alten Verbindung und mit dem jetzigen Oberbürgermeister Knut Kreuch wurde der Stadt offiziell der  Zusatz im Stadtnamen „Gotha adelt“ gegeben. Im Juni 2015 wurde deshalb auch  die erste Ausgabe des neuen „Gotha“ öffentlich und im Beisein des Oberbürgermeisters dort vorgestellt.

Bereits im Juni 2014 fand ein Gespräch von Herrn Dirk v. Hahn, dem Beauftragten für Familien und Familienverbände der VdDA  mit dem Oberbürgermeister statt,  bei dem eine Idee für engere Partnerschaft in Form einer Gründung einer Familiengedenkstätte für adlige Familien in Gotha angedacht wurde.

Hintergrund war die Erkenntnis, dass immer mehr adlige Familien „heimatlos“ geworden sind. Angefangen hatte diese Entwicklung mit den aus dem Osten geflohenen Familien nach dem 2. Weltkrieg. Inzwischen kommt eine allgemeine,  stark veränderte Lebenssituation der heute lebenden Familien hinzu, die nicht mehr in einer bestimmten Region, sondern weit verstreut wohnen. Gespräche mit etlichen Familien ergaben, dass nach Beerdigungen kaum einer noch die Grabstellen besucht und für die diese über 20 oder 25 Jahre eine Grabpflege bezahlt. Nach dieser Zeit werden die Gräber häufig aufgegeben. Damit geht auch ein Stück „Ewigkeitskultur“ für die Familie verloren.

Kriegstote auf Kriegsgräberstätten haben einen individuellen Ewigkeitswert, und es gibt bekannte Friedhöfe, die mit ihren dort Bestatteten herausragenden Persönlichkeiten einen kulturellen Ewigkeitswert darstellen und damit Anreiz zum Besuch darstellen. Der Adel als Kulturträger über viele Jahrhunderte hat  immer eine Familienerinnerungskultur gepflegt.  Er lebt einerseits auch in Zukunft weiter in den Gothaischen Handbüchern, hat aber damit andererseits noch keine neue Heimat. Um diese Lücke zu schließen, bietet die Stadt Gotha (mit ihrem besonderen Bezug zum Adel) im Rahmen ihres Friedhofes den adligen Familien einen abgegrenzten Raum an,  auf dem solche Gedächtnisstätten eingerichtet werden können. Ein solcher Zentralplatz gibt den Familien Möglichkeiten und Anregungen, sich in regelmäßigen Abständen in Gotha zu treffen, um einerseits der gemeinsamen Vorfahren zu gedenken, andererseits den inneren Zusammenhalt der Familie durch einen solchen  gemeinsamen Besuch zu stärken.  Stehen nach einiger Zeit etliche solcher Gedenkstätten, wird man beim Vorbeigehen an anderen Gräbern auf Familiennamen stoßen, mit denen familiäre Verbindungen bestanden oder noch bestehen.

Gotha hat bereits eine Reihe solcher Familiengrabstätten, bietet für adlige Familien gern eine solche Möglichkeit und gibt alle nur möglichen Unterstützungen. Weitere Informationen gibt gerne:

Dirk v. Hahn, Tel. : 02131- 51 99 80.